www.crohco.de Selbsthilfegruppe Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Kreis Kirchheim Esslingen Nürtingen |
Was ist Colitis ulcerosa?
Diagnose
Medikamente
Chirurgische Eingriffe
Langfristige Nebenwirkungen
Zusatz- / Alternativ-Therapien
Eine chronische Entzündung des Dickdarms. Die Diagnostik ist dieselbe wie beim Morbus Crohn. Die Patienten leiden unter blutigen Durchfällen, ständigem Stuhldrang, Bauchschmerzen und Fieber. Die Erkrankung tritt in Schüben auf.
40 bis 80 von 100.000 Einwohnern haben Colitis ulcerosa, wobei es drei bis sieben Neukrankungen pro Jahr unter 100.000 Einwohnern gibt. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Nachdem die Krankheitshäufigkeit in Nordamerika in Europa über Jahrzehnte gestiegen ist, beginnt sie dort zu stagnieren. In Asien, Afrika und Südamerika, wo die Erkrankung früher selten war, ist allerdings ein deutlicher Anstieg der Neuerkrankungen zu bemerken.
Ähnlich wie beim Morbus Crohn nimmt man eine genetisch prädisponierte, krankhaft gesteigerte Immunreaktion gegen die Darmflora an. Es konnten mehrere Genmutationen identifiziert werden, die mit dem Auftreten chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen in Verbindung stehen. Die Krankheit ist nach heutigem Wissensstand nicht psychosomatisch bedingt. Stress und Belastungen können aber wesentlich zu einem schwierigen Verlauf beitragen und können aktive Schübe der Krankheit auslösen.
Medikamente, die bei diesem Krankheitsbild verordnet werden sind 5-Aminosalicylsäure (auch 5-ASA benannt) oder Cortison.
Medikamente, die normalerweise bei der Behandlung von CU verwendet werden, werden entweder oral oder rektal verabreicht, um die Entzündung zu vermindern. In besonders schweren Fällen, wenn der Darm die Wirkstoffe nicht oder nicht ausreichend resorbieren kann, können die meisten schnell wirkenden Medikamente intravenös gegeben werden.
Gemäß den aktuellen Leitlinien zur Behandlung von CU wird MESALAZIN oder ein anderes 5-ASA-Präparat zur Dauerbehandlung empfohlen, da es gleichzeitig zur Entzündungshemmung auch das Darmkrebsrisiko verringert. Mesalazin gilt als recht nebenwirkungsarm. Bei Mesalazinunverträglichkeit weicht man meist auf Sulfasalazin aus. Wenn das 5-ASA nicht ausreicht, wird zunächst Cortison örtlich (rektal als Einlauf oder Schaum) oder systemisch (oral oder intravenös) für kurze Zeit eingesetzt. Ist die Erkrankung auf den Enddarm und das Colon sigmoideum begrenzt, bringt Budesonid-Schaum gegenüber anderen Cortisionpräparaten den Vorteil, dass es nur örtlich und kaum im übrigen Organismus wirkt. Auch Mesalazin kann rektal verabreicht werden.
Ist eine längerfristige Immunsuppression sinnvoll, sollte zunächst AZATHIOPRIN eingesetzt werden. Bei Unverträglichkeit kann auf 6-Mercaptopurin ausgewichen werden. Des Weiteren stehen einem sachkundigen Arzt weitere Reservemedikamente zur Therapie zur Verfügung. Diese kommen bei Patienten in Betracht, welche auf Cortison nicht oder nicht ausreichend ansprechen und bei denen Azathioprin keine Wirkung zeigt, sowie in schwer verlaufenden Fällen oder auch begleitend zu Therapiebeginn mit Azathioprin: Methotrexat (MTX), Ciclosporin und Tacrolimus, Infliximab.
Klinisch stehen wiederkehrende Diarrhoen, Darmblutungen und Koliken im Vordergrund. Der Verlauf der CU ist nicht vorhersagbar. Häufig ist der Beginn schleichend. Es gibt aber auch akute Phasen und schwerste Verläufe. Problematisch sind oft Stuhlinkontinenz und zwanghafte Stuhlgänge, die körperliche Schwächung an sich, sowie Begleiterkrankungen und die Nebenwirkungen der verabreichten Medikamente. Im akuten Schub sind Stuhlfrequenzen bis zu 40mal innerhalb 24 Stunden keine Seltenheit. Bei einem schweren Schub treten häufig blutige Stühle mit Fieber, ein reduzierter Allgemeinzustand sowie Gewichtsabnahmen auf.
Erhöhtes CRP, erhöhte Blutsenkung und Leukozytose werden als Zeichen der Entzündung vorgefunden, eventuell eine Anämie als Folge der Blutung.
Nach längerer Erkrankungszeit und ausgedehntem Krankheitsverlauf (8 – 10 Jahre bei Befall des gesamten Kolon, 12 – 15 Jahre nach linksseitiger Kolitis) besteht ein erhöhtes Risiko für eine bösartige Entartung. Bei regelmäßigen koloskopischen Kontrollen mit Stufenbiopsien ist das Colitis-Karzinom selten. Es sollte daher regelmäßig (nach ärztlicher Absprache) eine Koloskopie mit Stufenbiopsie durchgeführt werden.
Von einer Remission wird bei einer CU gesprochen, wenn keine Diarrhoe (nicht mehr als drei Stühle täglich), kein sichtbares Blut im Stuhl sowie keine CU-bedingten Beschwerden vorliegen.
In schweren Fällen und bei Komplikationen kann eine Operation nötig werden. Dies bedeutet in der Regel eine vollständige Entfernung des Dickdarms, gefolgt von einer Operation, die ileoanale Pouch-Operation genannt wird. Dabei wird aus dem Dünndarm eine Art künstlicher Enddarm konstruiert, der die Reservoirfunktion des entfernten Mastdarms übernimmt. Der Dünndarm wird dann an den Darmausgang angeschlossen, so dass die Patienten eine normale Stuhlentleerung haben.
Die medikamentös nicht heilbare Colitis ulcerosa ist eine Erkrankung, die durch eine totale Dickdarmentfernung / Kolktomie geheilt werden kann.
Es kann zu Mangelerscheinungen im Schub sowie in der Remission als Wechselwirkung mit Medikamenten kommen. Auch wenn die Entzündung bei der CU immer auf den Dickdarm beschränkt ist, werden bei starken Durchfällen viele Nährstoffe nicht im Dünndarm resorbiert.
Kalium/Natriummangel aufgrund starker Durchfälle werden die Salze schnell ausgeschieden. Meist reicht eine natriumreiche und kaliumreiche (Bananen) Ernährung aus.
Wasser: Wegen der erhöhten Durchfälle kann es zur Austrocknung kommen.
Eisen: Durch den ständigen Blutverlust kann Eisenmangel auftreten. Eine intravenöse Eisenzufuhr wird im Allgemeinen gut vertragen.
Calcium: Veränderungen der Knochendichte treten häufig als Folge der Stoffwechselstörung hervorgerufen durch die Cortisontherapie auf. Bei längerer Cortisontherapie sollte eine jährliche Knochendichtemessung erfolgen. Es sollten Calcium/Vitamin-D-Kombipräparate eingenommen werden.
Folsäure: Durch Sulfasalazin kann die Folsäureresorption gestört werden.
E-Coli-Nissle Bakterien – Mutaflor : Diese probiotischen Bakterien sind unter dem Namen Mutaflor in Apotheken erhältlich und haben sich bei der Remissionserhaltung in mehreren Studien als wirksamer Ersatz von 5-ASA-Präparaten erwiesen. Mutaflor wird bei Mesalazinunverträglichkeit von den Krankenkassen übernommen. Das Präparat muss ständig, auch beim Transport, gekühlt werden und ist nur einige Monate haltbar.
Flohsamen: Indische Flohsamen wirken entzündungshemmend wie Mesalazin, allerdings gibt es hierzu keine gesicherten Studien. Durch Einnahme unmittelbar nach Einrühren in Wasser wirken die Flohsamenschalen Durchfall hemmend, da sie im Darm weiter aufquellen und so den Darminhalt festigen.
Weihrauch: Indischer Weihrauch hat eine entzündungshemmende Wirkung. Daher wirkt er einer Colitis entgegen. Die Studien zur Weihrauchbehandlung bei CU laufen an einigen Kliniken, aber es gilt nicht als anerkannte Therapie und wird auch nicht von der Krankenkasse bezahlt.
Begleitende Therapiemöglicheiten
Psychotherapie: in den meisten Fällen bietet die Psychotherapie eine große Hilfe bei der Stressbewältigung und trägt damit zur Vermeidung der psychosomatischen Einflussfaktoren bei. Ebenso sind Entspannungsübungen, etwa Feldenkrais, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training ratsam.